Martin Smolka

Per divina bellezza

Vier Sätze für Vokalsextett

Breitkopf & Härtel
Wiesbaden

Beschreibung

1 Aspro core (Petrarca)
2 Veni Sancte Spiritus (Sequenz | Sequence)
3 In qual parte del ciel (Petrarca)
4 Alma Redemptoris Mater (Marianische Hymne | Marian Hymn)

„Die vorliegenden Sätze können einzeln oder paarweise aufgeführt werden. Sie beziehen sich auf Madrigale und Motetten von Adrian Willaert, denen dieselben Texte zugrunde liegen. In Willaerts Sammlung Musica Nova (1559) stehen – unüblich für die damalige Praxis – Madrigale auf Texte von Petrarca neben Motetten auf geistliche, lateinische Texte. Die ungewöhnlich inspirierende Idee, neue Vokalmusik in Bezug auf Willaert zu komponieren und dabei Petrarca und lateinische Texte gegenüber zu stellen, war ein Vorschlag des Ensembles Singer Pur, das mir auch den Auftrag erteilte.“
(Martin Smolka)

Begründung der Jury

Neue Musik lebt von Aufträgen: durch Orchester, Streichquartette oder Vokalensembles wie die Gruppe „Singer Pur“, die in ihren Programmen die zeitgenössische Farbe schätzt und fördert. Als „Singer Pur“ vor einigen Jahren alle Madrigale und Motetten der berühmten Sammlung „Musica nova“ (Venedig 1559) vom flämisch-venezianischen Meister Adrian Willaert ins Repertoire nahm, hat das Gesangssextett zeitgenössische Komponistinnen und Komponisten beauftragt, auf Willaerts exquisite und kunstvoll-strenge Musik mit eigenen Werken zu reagieren.

Dass die „Musica nova“ exakt 400 Jahre vor seinem eigenen Geburtsjahr 1959 erschienen war, empfand der Tscheche Martin Smolka als gutes Omen und wählte sich für seinen Zyklus „Per la divina bellezza“ zwei Madrigale nach Petrarca-Texten („Aspro core“ & „In qual parte del ciel“) und zwei geistliche Motetten („Veni Sancte Spiritus“ & „Alma Redemptoris Mater“) aus Willaerts Sammlung aus. Dabei ging es Smolka nicht um schiere Arrangements oder eine Renaissance-Huldigung „im alten Stil“ an, sondern um zeitgenössische Reflexe auf Satztypen und Zusammenklänge, auf vokale Expressivität und die Zuspitzung der Form zu quasi-dramatischen Prozessen, die in „Alma Redemptoris Mater“ durch suggestive Überschriften (Preghiera, Campane, Luminosità etc.) angedeutet werden.

Breitkopf & Härtel hat den a-cappella-Zyklus einige Jahre nach seiner Entstehung (2010/11) und praktischen Erprobung im Konzert in einer vorbildlich gestalteten Partiturausgabe veröffentlicht. Gesangstechnisch sind die Stücke für Profi-Ensembles keine unüberwindliche Herausforderung, allerdings kommt es auf rhythmische Präzision und überzeugende Klanggestaltung an. In jedem Fall eine schöne Bereicherung des heutigen Vokalrepertoires für die ausgefallene Sextett-Besetzung mit Sopran, drei Tenören, Bariton und Bass.

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